Dr. Pierrette Herzberger-Fofana wurde am 26. Mai 2019 als Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen ins Europa-Parlament gewählt und setzt sich seitdem als Abgeordnete für ein demokratisches, menschliches Europa ein. Sie ist erste stellvertretende Vorsitzende des Entwicklungsausschusses (DEVE) und der Delegation für die Beziehungen zum Panafrikanischen Parlament (DPAP), Ko-Präsidentin der Anti-Racism and Diversity Intergroup des Europäischen Parlaments (ARDI) und Mitglied der Delegation im Parlamentarischen Ausschuss Cariforum-EU (DCAR), wobei ‚Cariforum‘ für die Länder des karibischen Raums steht. Sie ist außerdem Stellvertreterin im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten (AFET) und im Ausschuss für die Rechte der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM), desweiteren Stellvertreterin in der Delegation der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU (DACP) – AKP steht hier für Länder Afrikas, der Karibik und des Pazifik.
Als Schwarze Frau, als Politikerin, als Lehrerin, als Mutter und als Aktivistin arbeite und lebe ich dafür, gleichberechtigte menschliche Beziehungen, Dialoge und Zusammenarbeit überall dort möglich zu machen, wo dies noch nicht möglich ist. Dort, wo Beziehungen, Dialoge und Zusammenarbeit auf Augenhöhe erfüllt sind, erfüllt sich auch die Vision einer Gesellschaft, die frei ist von Gewalt, Diskriminierung, Rechtspopulismus und Rassismus und die durchdrungen ist von echter Chancengleichheit durch Bildung.
Auch Visionen fliegt man nicht entgegen, man visiert sie an und tut dann zielstrebig eines nach dem anderen.
In konkreten nächsten Schritten ist daran zu arbeiten, Institutionen in jeder Hinsicht diverser zu machen, also Auswahlverfahren für Stellenbesetzungen zu entsprechenden Veränderungsprozessen zu bewegen.
Außerdem gilt es, das Thema Kolonialismus und dessen vielfältige Ausprägungen und Auswirkungen in Curricula aufzunehmen und damit kommenden Generationen die Möglichkeit zu geben, reflektiert mit ihrem jeweiligen geschichtlichen Erbe umzugehen.
Diskurse vieler Art müssen sich des Weiteren öffnen für Generationen, die man – oft unausgesprochen – entweder als ‚noch unmündig‘ oder als ‚wieder unmündig‘ deklariert. Junge wie auch alte Menschen müssen teilhaben an gesamtgesellschaftlichen Entscheidungsprozessen, an Visionen, am Leben.
Dafür setze ich mich im Sinne Europas und dem Weltfrieden von Herzen ein.
Ich wurde am 20. März 1949 in Bamako (Mali) als Tochter eines aus Guinea-Conakry stammenden Apothekers und Dozenten an der medizinisch-pharmazeutischen Fakultät in Dakar (Senegal) und einer kapverdischen Mutter geboren, aufgewachsen bin ich in Dakar. Nach meinem Studium in Paris, München und Trier und einem Promotionsstudium an der Universität Erlangen-Nürnberg, war ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dozentin und Lehrbeauftragte an verschiedenen bayerischen Universitäten tätig und arbeitete zuletzt als Gymnasiallehrerin in Erlangen. Meine Forschungen und zahlreichen Veröffentlichungen befassten sich unter anderem mit afrikanischer Kultur und Literatur, Migration und Integration und der Diaspora in Europa. 2003 wurde ich für meine überarbeitete Promotionsarbeit über die weibliche Literatur französischsprachiger Länder des subsaharischen Afrikas als erste und bisher einzige Frau mit dem Staatspreis des Präsidenten Senegals für Forschung und Wissenschaft ausgezeichnet.
Als Stadträtin in Erlangen (2005 – 2019) förderte und veränderte ich vor Ort die Integrationspolitik und engagierte mich für das Empowerment von Mädchen und Frauen, mit einem besonderen Augenmerk auf Seniorinnen, alleinstehende Mütter, Migrantinnen und Schwarze Frauen aus der Diaspora, sowie gegen Gewalt an Frauen, Diskriminierung und Rassismus. Von 2007 bis 2014 engagierte ich mich als Schöffin am Amtsgericht für das Jugendgericht. 2009 war ich Mitbegründerin der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ in Erlangen und 2013 die Initiatorin von „Schule ohne Rassismus“ des Ohm-Gymnasiums Erlangen. 2015 rief ich die „Black History Weeks“, eine alljährliche Veranstaltung im Rahmen der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Abstammung (2015-2024) ins Leben, für die ich z.B. 2016 die Ausstellung „Verborgene Heldinnen und Helden des transatlantischen Sklavenhandels“ und 2018 die Ausstellung „Frauen aus Afrika und der Diaspora“ konzipierte und realisierte.
Für mein Engagement als Kommunalpolitikerin wurde ich 2009 von der damaligen Bundesfamilienministerin, jetzige EU-Präsidentin, Dr. Ursula von der Leyen, mit dem „Helene Weber Preis“ des Bundesministeriums für Senioren, Familien, Frauen und Jugend ausgezeichnet.
Von 2014 bis 2019 war ich Vorstandsfrau von „DaMigra“, dem Dachverband der Migrantinnenorganisationen in Deutschland und von „FORWARD Germany, Foundation for Women‘s Health Research and Development e.V.“, einem Verein, der sich für die Abschaffung der Genitalverstümmelung an Frauen und Mädchen einsetzt. Als Gründungsmitglied des „Migrantinnen-Netzwerk Bayern“, des „Helene Weber Netzwerks“ und der „Vereinigung der Mandatsträger*innen afrikanischer Abstammung“ machte ich mich insbesondere für die politische Teilhabe migrantischer Frauen stark.
Zum Thema der weiblichen Genitalverstümmelung sprach ich 2013 in New York vor der UN-Frauenrechtskommission, 2015 bei der Menschenrechtskommission in Genf und 2018 in New York bei der Commission on the Status of Women als Mitglied der deutschen Regierungsdelegation in der Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen.
© 2022 Dr. Pierrette Herzberger-Fofana