Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2022: Gemeinsam Zukunft sein!

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Mit dem internationalen Weltflüchtlingstag am 20. Juni gebührt die Welt denjenigen Anerkennung, die ihre Heimat verlassen mussten, hinein in eine ungewisse Zukunft. Zum ersten Mal wurde dieser Gedenktag am 20. Juni 2001 zum 50. Jahrestag der Flüchtlingskonvention von 1951 gefeiert.

Es ist perfide, dass sich just um den diesjährigen Weltflüchtlingstag herum Großbritannien mit Abschiebeflügen Geflüchteter nach Ruanda ins Gespräch bringt. Die vorherrschende Rhetorik dabei ist: Abschreckung, Flucht unattraktiv machen, Fluchtrouten kappen, die Flüchtenden gar nicht erst ankommen lassen. Es ist eine Rhetorik, die wohlbekannt ist. Sie erinnert mich immer ein bisschen daran, wie manche Menschen, die Gemüsegärten unterhalten, über Ungeziefer sprechen.

Gleichzeitig zeigt Europa derzeit und nach wie vor ein überwältigendes Gesicht der Solidarität. Für Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine fliehen, wird nach Kräften versucht, Perspektiven und eine erstrebenswerte Zukunft zu gestalten.

Die UNO-Flüchtlingshilfe informiert, dass derzeit rund 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Konflikten und Verfolgung sind. Die fünf Länder mit der größten Anzahl Geflüchteter stellen derzeit Syrien, Venezuela, Afghanistan, Südsudan und Myanmar. Die fünf größten Aufnahmeländer Geflüchteter sind aktuell Türkei, Kolumbien, Pakistan, Uganda und Deutschland. Wir als Weltgemeinschaft müssen dafür sorgen, dass Geflüchtete aus aller Welt und auf aller Welt in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit als Mensch wahrgenommen und aufgenommen werden. Der Weltflüchtlingstag sollte ein Tag sein, an dem die Talente und Kompetenzen jedes und jeder Einzelnen gefeiert werden, unabhängig davon, ob es sich um Migrant*innen oder Geflüchtete handelt, unabhängig von ihrer jeweiligen Hautfarbe, Nationalität oder sexuellen Orientierung.

Der britische Soziologe Stuart Hall, einer der Begründer der Cultural Studies schrieb in seiner Autobiographie „Vertrauter Fremder“:

Wir neigen dazu, Identität als etwas zu betrachten, das uns zu unseren Wurzeln   zurückbringt, als einen Teil unseres Selbst, der über die Zeit im Wesentlichen gleich bleibt. Tatsächlich aber ist Identität ein nie abgeschlossener Prozess des Werdens – ein Prozess veränderlicher Identifizierungen, nicht eine einzelne, vollständige, fertige Daseinsform.  

Auch als Gesellschaft befinden wir uns in einem nie abgeschlossenen Prozess des Werdens. Migration ist Teil des menschlichen Lebens auf der Erde und sollte als Potential betrachtet werden. Denn wenn wir uns auf die Talente und Kompetenzen jedes Einzelnen konzentrieren, sorgen wir für eine Gesellschaft, die aktiv zu ihrem eigenen Wohlergehen beiträgt, integrativ und vielfältig ist.

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