17.05. Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT)
Kundgebung zum IDAHOBIT Erlangen

Datum

Liebe Erlangerinnen, liebe Erlanger,

ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Einladung und es freut mich, dass IDAHOBIT also, der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, in unserer Stadt Erlangen  zelebriert wird. Erlangen ist „offen aus Tradition“.   Dieser Tag ist ein Aufruf zur Aktion mit der klaren Botschaft „Stoppt die Verfolgung von LGBTQI+“. Diese Gewalttaten sind inakzeptabel.

Dr. Pierrette Herzberger-Fofana bei ihrer Rede zum IDAHOBIT auf dem Schlossplatz Erlangen

Louis-George Tin – Begründer des IDAHOBIT

Die Initiative zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie ging von Louis-Georges Tin aus, der bis 2013 der französischen Sektion der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) vorstand.  Er war auch der Präsident des CRAN des Repräsentativen Rates der Schwarzen Organisationen Frankreichs. 2005 initiierte er den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT).

Louis-Georges Tin, geboren 1974 auf Martinique und kam mit 19 Jahren nach Paris, um zu studieren. Heute arbeitet er als Universitätsprofessor. Nach seiner Ankunft in Paris fasste er den Mut sich vor seiner Familie und seinen Freunden zu outen. Er engagierte sich für die LGBT-Bewegung und im Kampf gegen Homofeindlichkeit und Rassismus. 2006 startete die Organisation eine Kampagne mit dem Ziel, die Vereinten Nationen zur Unterzeichnung eines Abkommens für eine generelle Entkriminalisierung von Homosexualität zu bewegen. Unterstützt wurde die Kampagne sowohl von Künstlern und Intellektuellen – unter Ihnen die Nobelpreisträger Desmond Tutu (Friedensnobelpreis 1984) und Elfriede Jelinek (Literaturnobelpreis 2004).

Der 17. Mai ist ein symbolisches Datum, und markiert einen historischen Wendepunkt in der Anerkennung der LGBTQI+ Community. Denn er ist der Tag an dem die Weltgesundheitsorganisation, im Jahr 1990, genau vor 34 Jahren, die Homosexualität aus der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen hat. Ein Schritt, der nicht nur medizinisch, sondern auch symbolisch die Entstigmatisierung und Akzeptanz von LGBTQI+ vorantrieb.

Es ist bewundernswert, wie zahlreiche Bürger*innen ihre Solidarität mit der LGBTQI+ Community zeigen, um gerade im Vorfeld der Europawahl ein starkes Zeichen für Toleranz und Offenheit zu setzen. Die Bedeutung dieses Treffens kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn es zeigt, dass wir als Gesellschaft gemeinsam für eine inklusive, gerechte und solidarische Zukunft eintreten. Der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches galt bis 1994 und stellte homosexuelle Handlungen unter Strafe. Noch 1984 wurde der Vier Sterne General und stellvertretende NATO Oberbefehlshaber Europa, Günther Kießling, vorzeitig aus dem Dienst entlassen, weil ihm Erpressbarkeit wegen Homosexualität vorgeworfen wurde. Nach Entkräftung der Vorwürfe wurde er wieder in den Dienst genommen und schließlich ehrenhaft entlassen.

Die Intersektion zwischen Rassismus und Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie

Die Intersektion zwischen Diese historische Belastung erinnert uns daran, dass der Weg zur Gleichberechtigung oft steinig und voller Herausforderungen ist. Doch trotz aller Rückschläge haben wir gemeinsam große Fortschritte erzielt und werden weiter für eine Gesellschaft kämpfen, in der jeder Mensch unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität respektiert und akzeptiert wird.

Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass unsere LGBTQI+ Mitbürger*innen, insbesondere diejenigen mit schwarzer Hautfarbe, mit zusätzlichen Hindernissen und Unterdrückung konfrontiert sind. Der Anti-schwarze Rassismus bleibt eine Konstante und eine doppelte Diskriminierung für diese Community. Die Intersektion von Rassismus und Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie schafft ein noch gefährlicheres Umfeld. Deshalb müssen wir uns nicht nur gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie einsetzen, sondern auch aktiv gegen Rassismus kämpfen, um eine inklusive und gerechte Gesellschaft zu schaffen.

Das Motto dieser Kundgebung “Nie wieder ist jetzt” ist eine eindringliche Erinnerung an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Wir dürfen nie vergessen, dass zehntausende Homosexuelle im Dritten Reich verfolgt, deportiert und im Konzentrationslagern ermordet wurden. Ihre Geschichten müssen weitererzählt und gehört werden, damit sich solche Gräueltaten nie wiederholen.

Heute, an diesem wichtigen Tag, erheben wir unsere Stimmen, um Solidarität zu zeigen und für die Rechte und die Würde aller LGBTQI+ Menschen einzutreten. Wir stehen hier zusammen, vereint in unserem Streben nach einer Welt, in der Vielfalt nicht nur toleriert, sondern gefeiert wird.

Kundgebung zum IDAHOBIT in Erlangen am 17.05.24

Europawahlen und Vielfalt

Die Europawahlen finden nächsten Monat in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union statt, es ist wichtig, dass jede*r Bürger*in teilnimmt, um die Exzesse rechtsextremer Parteien zu stoppen, die den sozialen Frieden, die Errungenschaften der Demokratie und die Menschenrechte bedrohen.

Deshalb bitte ich Sie, für die demokratischen Parteien zu stimmen, damit wir die universellen Werte bewahren, die das Fundament der Menschenwürde kennzeichnen. Diese Werte dürfen nicht im Namen eines niederen Nationalismus missachtet werden. Lassen Sie uns eine klare Botschaft der Solidarität und des Engagements an die Gegner der menschlichen Vielfalt senden.       

Ich freue mich darauf in dieser Kundgebung meine Stimme zu erheben und gemeinsam mit Ihnen ein Zeichen der Solidarität und des Engagements zu setzen.

Lassen Sie uns heute gemeinsam dafür eintreten, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, seiner Geschlechtsidentität oder seiner Hautfarbe, frei und ohne Angst leben kann.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit

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