Wieder einmal trauert eine gesamte Community. Wieder einmal wurde ein junger Schwarzer Mann von der Polizei erschossen. Dieses Mal geschah es in Oldenburg.
Vier Schüsse – drei davon von hinten. Wer so schießt, will nicht deeskalieren. Wer auf den Rücken zielt, nimmt den Tod eines jungen Menschen billigend in Kauf. Lorenz A., 21 Jahre alt, wurde in der Nacht zum Ostersonntag von Kugeln in Kopf, Oberkörper und Hüfte getroffen. Ein vierter Schuss streifte seinen Oberschenkel. Er starb wenige Stunden später im Krankenhaus.
Für seine Eltern ist der Verlust unermesslich. Ihr einziges Kind – aus dem ein Tischler hätte werden sollen – ist tot. Die Worte seines Vaters, Adje Claude, der still auf dem Boden vor einer Mauer aus Blumen und Kerzen saß, bleiben im Gedächtnis:
„Wut und Schmerz bringen mir meinen Sohn nicht zurück.“ Die Mutter ist seelisch vor Trauer zerstört.
Laut Medienberichten wurde Lorenz der Zutritt zu einer Diskothek verweigert – angeblich wegen seiner Jogginghose und seinen Rastalocken. Im Anschluss soll er Reizgas gegen zwei Sicherheitsmitarbeiter eingesetzt haben. Auch gegenüber der Polizei sei Pfefferspray verwendet worden. Lorenz flüchtete, wurde verfolgt und soll dabei mit einem Messer gedroht haben. Doch laut Staatsanwaltschaft gibt es derzeit keine Beweise, dass ein Messer überhaupt im Spiel war.
Die Ermittlungen wurden der Polizei Delmenhorst übertragen – ein Versuch, Neutralität zu wahren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, der Schütze wurde vorläufig suspendiert.
Freunde beschreiben Lorenz als hilfsbereiten, freundlichen Fußballfan. Nicht als gewalttätig, nicht als gefährlich. Das Bündnis „Gerechtigkeit für Lorenz“ spricht von rassistischem Polizeihandeln und ruft für Freitag, den 25. April 2025, zu einer Demonstration in Oldenburg auf. Es fordert lückenlose Aufklärung und Konsequenzen.
Wie tief sitzt der strukturelle Rassismus, wenn ein junger Schwarzer so schnell zum Ziel tödlicher Gewalt wird?
Wie viele Schwarze Menschen sind in Deutschland bereits im Kugelhagel der Polizei gestorben?
Wie kann ein 27-jähriger Beamter viermal schießen – drei Mal in den Rücken – und dennoch sagen, er habe keine andere Wahl gehabt?
Mein tiefstes Mitgefühl gilt der trauernden Familie. Mögen sie in der Liebe zu ihrem Sohn und in ihrem Glauben die Kraft finden, dieses unfassbare Leid zu überstehen. Wir stehen an ihrer Seite.
#JusticeForLorenz #RassismusTötet #Oldenburg
Dr. Pierrette Herzberger-Fofana
Europa-Abgeordnete a.D.